verwandeln  
 
 
 
   
  Für Susanne Ahner
Schon bei ihren frühen plastischen Objekten und Ensembles hat Susanne Ahner den Ausstellungsraum dazu genutzt, die Betrachter zum Umrunden und Durchqueren der Kunstwerke zu ermuntern. Später entwickelte sie ihre Arbeiten fast ausnahmslos für spezielle Innen- oder Außenräume. Deren Geschichte, Architektur, Atmosphäre reflektiert sie in Environments und Installationen.
Dabei geht es weder um ästhetische Akzentsetzungen noch um artifizielle Gegenwelten, sondern um Eingriffe und Verwandlungen, die einen Ort mit seinen besonderen Eigenschaften analysieren, ihn interpretieren und dabei immer neu die Frage nach Formen, Möglichkeiten und Grenzen von Wahrnehmung stellen.
Die Spannweite von Susanne Ahners Arbeiten reicht von sparsamen, manchmal geradezu minimalistischen Eingriffen, die als kaum merkliche Irritationen zu spüren sind, über Verfremdungen und Verwandlungen, die Altvertrautes neu sichtbar werden lassen, bis hin zu bewegten Szenerien, die unmittelbar auf Sinne und Gefühle wirken.
Ein Leitmotiv ihrer Arbeit ist das Transitorische. Das zeigt sich zum Beispiel in der Wahl von Orten und Räumen, die ihre alte Funktion verloren haben und von Provisorien und Zwischennutzungen geprägt sind. Die Vergangenheit wird noch einmal in Erinnerung gerufen, bevor die Neugestaltung alle Spuren löscht. Das transitorische Motiv kommt auch in der Wahl der Materialien zum Ausdruck, die nicht zum traditionellen Bildhauerrepertoire gehören, sondern dem Alltag entstammen, zum Beispiel Fundstücke, Industrieprodukte oder persönliche Dinge. Sie sind fragil und zerstörbar und haben ihre Zweckbestimmung schon hinter sich.
Transitorisch sieht Susanne Ahner auch die Zeit. Viel mehr als das Zeitlose interessiert sie die Verschränkung von Vergangenheit und Gegenwart, von Flüchtigkeit und Dauerhaftigkeit.
Bei aller konzeptuellen Orientierung wird jedoch die ästhetische Qualität des realisierten Werkes nicht vernachlässigt.
Viele ihrer Arbeiten hat Susanne Ahner gemeinsam mit anderen Künstlerinnen und Künstlern oder mit ihren Studentinnen und Studenten realisiert. Kooperations-fähigkeit wäre für diese Wechselwirkungen ein viel zu schwaches Wort.
Im Rückblick auf die Projekte zweier Jahrzehnte wird ihre Rolle als Ideengeberin, Initiatorin, Mittlerin und nicht zuletzt auch als Organisatorin deutlich.


Stefanie Endlich In „Torso“, Publikation des Vereins der Berliner Künstlerinnen 1867 e.V. 2003

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